Mein Weg zum Qigong

 

Ja, ich gebe zu, dass ich auf der Suche nach einer Entspannungsmethode zum Qigong kam. Beruflicher Stress in Verbindung mit Mann und Kind führten zu Schlaflosigkeit. Die Schlaflosigkeit schwand sogar relativ schnell, und zwar an einem Abend, an dem ich mit dem Vollmond Frieden geschlossen hatte. Es war genau der Abend, an dem wir die Übung "zerteile die Wolken und halte den Mond" erlernt hatten. Auf dem Weg zum Auto stand der Vollmond ganz klar direkt über der Kirchturmspitze. Ich zollte ihm die nötige Achtung und von nun an ließ er mich in Ruhe schlafen. So schien es mir zumindest...

Ich besuchte 3 aufeinanderfolgende Kurse, um eine komplette Übungsfolge zu erlernen. Denn es entspricht meiner Natur und meinen Werten, Beharrlichkeit und Verlässlichkeit zu zeigen und zu leben. Mir war damals noch nicht klar, dass QiGong die Arbeit an und mit der Lebensenergie bedeutet. Genau um das zu erreichen sind diese Eigenschaften unerlässlich. Heute weiß ich das und lege es auch meinen Schülerinnen und Schülern ans Herz. (Verlangt bitte nicht mehr Genderei von mir...)

Meister Zhang Guangde, dessen Übungsfolgen aus dem DaoYin Yangsheng Gong ich überwiegend unterrichte, zitiert vor Beginn seiner Übungen immer das folgende Gedicht:
 
  "Nach langer Wanderung durch die Berge erreichst du schließlich das alte Kloster.
  Über die Schwelle der Pforte betrittst du den Innenhof.
  Bambus und Kiefern wiegen sich sanft im Wind.
  Von irgendwo her plätschert Wasser. Wolken ziehen am Himmel vorbei."

Diese Zeilen strotzen nur so vor Symbolik aus der Bildsprache der Chinesen: Anstrengung, altes Wissen, Ehrfurcht, Flexibilität, Beständigkeit, Nachgiebigkeit und Nachsichtigkeit. So geben diese Zeilen unter anderem einen Hinweis darauf, dass die Übepraxis ernsthaft, ehrfürchtig, ausdauernd und kontinuierlich erfolgen muss und auch mal anstrengend sein kann, wenn ein Erfolg gewünscht ist. Allerdings muss man auch geduldig sein. Es ist noch kein (Qigong-) Meister vom Himmel gefallen.

Damit ist es dann aber auch vorbei mit der Vorstellung, dass wir hier von einer Entspannungsmethode ausgehen. Die Übungen leben zwar von einem ständigen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung, fördern auch ein wohliges Empfinden (Wohlempfinden) und sorgen für einen guten Schlaf - aber von einer Entspannungsmethode sind wir relativ weit entfernt.


Das Feuer war also entfacht, der Weg geebnet. Jahrelange Taiji-Praxis folgten. Ich erlernte die 42-er-Wettkampfform. Nebenbei begann ich wieder mit der QiGong-Praxis. Nun wurde es ernst, dann ich lernte DaoYin Yangsheng Gong kennen. Mehr zu diesem besonderen Übungssystem kannst du unter "DaoYin" lesen.

Mit steigender Übepraxis veränderte sich mein Leben enorm. Ich begann meine damaligen Werte infrage zu stellen, diese neu zu definieren und vor allem auszuleben. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Mut, Durchsetzungsvermögen, Beharrlichkeit, Beständigkeit und so weiter. Bald war kein anderer Ausweg mehr erkennbar: ich MUSSTE diese Kursleiter-Ausbildung machen, um noch fundierter einzusteigen und diese von mir erworbenen Schätze weitergeben zu können. Nein, das ist nicht ganz richtig, denn Kursleiter kann prinzipiell jeder sein, der irgendwann einmal ein mindergutes Video nur angeschaut hat. Doch das war nicht mein Ziel. Ich wollte neben dem intensiven Unterricht bei Olaf Gallus noch eine fundierte Ausbildung mit weiteren neuen Aspekten absolvieren und auch meine Zertifizierung erreichen, um die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bestätigen zu lassen. Und nicht zuletzt profitieren auch meine Schüler davon, denn mein Unterricht ist von den Krankenkassen zertifiziert und wird je nach Satzung bezuschusst.

Der Kursleiter-Ausbildung folgte noch die Ausbildung zur Lehrerin und ich kann nun ein sehr umfangreiches Wissen mit vielen Übungsfolgen weiter geben. Mittlerweile unterrichte ich in Hannover, bilde mich natürlich ständig weiter, erlerne neue Übungsfolge und erweitere mein Wissen bei nationalen und internationalen Lehrern und Meistern.